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Pressemitteilung

Ausstellung: Leta Peer Along with Simon
Vernissage: Freitag, 14. November 2008, 19.00 - 22.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 27. Oktober – 21. Dezember 2007
Ort: Galerie Heinz-Martin Weigand, Ettlingen

Leta Peer wurde 1964 in Winterthur geboren und studierte in Basel freie Malerei. Seit 1994 wird sie kontinuierlich zu Ausstellungen in Galerien, Kunstvereinen und Museen eingeladen.

Leta Peers Malereien zeigen seit 2000 fast ausschließlich die Landschaft im schweizerischen Engadin, ihrer Heimat. Der Blick durchwandert Wiesen mit ihrer Vegetation, Gebirge, Bergkuppen, Wege und Blumenfelder. Damit scheint sie sich zunächst einigen wenigen, vermeintlich „verbrauchten“ Motiven zu widmen: einer Landschaft des Hochgebirgstales, denn derartige Motive sind aus sich heraus Topoi und bilden mithin Klischees. Sie vertraut der Landschaft, die unveränderlich fern von menschlichen Eingriffen gegeben ist, und vermittelt sie doch als fragilen Idealzustand. Jedoch unterläuft die Malerei von Leta Peer dies augenblicklich: In der Ernsthaftigkeit des Malens tragen ihre Bilder einen hohen konzeptuellen Anteil.

Der Bruder der Künstlerin hatte seinen letzten Weg aus dem Dorf zur Via Engiadina kurz vor seinem Tod fotografiert. Leta Peer ist diesen Bildern, die sich zugleich mit ihren eigenen Erinnerungen an den Ort der gemeinsamen Kindheit überschneiden, nachgegangen. Sie hat die Fotosequenzen in Ölgemälden ausschnitthaft umgesetzt, nicht als naturgetreue Abbilder, sondern als Versuch, sich dem Weg ihres Bruders anzuschliessen, dessen vorweggenommenen Abschied aufzufangen. Die Bilder aus der Werkgruppe „Along with Simon“ sind voll von Einsamkeit und extremer visueller Wirkung.

In der Fotografie-Serie „Mirrors“ intensiviert sie das Verhältnis zwischen den künstlerischen Medien Malerei und Fotografie: mit digitalen Maßnahmen werden einzelne Bilder mit einem aufwändigen historischen Rahmen in Räume integriert und eingefügt, als seien sie schon immer dort gewesen. Die gemalten Bilder als atmosphärische Ausschnitte aus Landschaften werden mitten in die Verlassenheit abbruchreifer Räume gehängt. Unnütz gewordene Gestelle und Gegenstände, zerstörte Wände mit alten Gebrauchsspuren, die wie eine Kulisse aus einem Horrorstreifen wirken, werden zu Gucklöchern in eine idyllische Natur. Die Brutalität des Abbruchs, die Durchdringung von Realität und Flüchtigkeit sind gekonnt eingefangen und subtil dargestellt.

Leta Peer untersucht Aspekte des Digitalen und Virtuellen, infolgedessen von Künstlichkeit und Realität, Erinnerung und Gegenwart. Sie hinterfragt Wahrnehmung und unser Verhältnis zu den überlieferten Dingen: In der Werkgruppe „Mirrors“ treten ihre Malereien selbst auf eine phänomenologische Ebene mit der Einrichtung. In aller Unterschiedlichkeit, zwischen Fremdheit und atmosphärischer Nähe, Armut und Luxus, aber auch Flächigkeit und räumlicher Erweiterung werden schließlich Innen- und Außenraum initiiert. Leta Peer wagt eine außergewöhnlich dichte Kommunikation zwischen Malerei und Fotografie, bei der sie auf das Bild als solches zurückgreift, dieses aber in einen anderen Kontext stellt. Die goldenen, pompösen Rahmen sind ursprünglich antiken Spiegeln entnommen, in denen nun die Malerei ihren neuen Platz findet. Die gesamte Anordnung wird letztlich zum Ausdruck ihrer sprachlosen Ergriffenheit über Leben und Tod ihres Bruders Simon. So Peer: „Die Ferne der Erinnerung an eine Herkunft, deren Rahmen entfallen ist.“

Mit ihrem Werk thematisiert sie Heimat und Identität und schließlich die Verortung des Individuums in seiner Zivilisation. Biographische Erfahrung wird mit der nüchternen Sicht auf die gegebene Wirklichkeit konfrontiert; bildimmanente Verweise und Stimmungen loten das Verhältnis von Objektivität und Subjektivität weiter aus.

Die Werke von Leta Peer ereignen sich stets aus der Spannung zwischen Privatheit, persönlicher Betroffenheit und allgemeiner visueller Gültigkeit. Mit den tradierten, vermeintlich konventionellen und zu unserer Gesellschaft (deren Flüchtigkeit, Geschwindigkeit, Moden, Codes) gegenläufigen Sujets und unter Einsatz des „klassischen“ Mediums Malerei liefert Leta Peer künstlerische Beiträge von großer Intensität.

Über eine redaktionelle Erwähnung der Ausstellung würden wir uns sehr freuen.
Wenn Sie ausführlicheres Informationsmaterial (Fotos, Biografie etc.) benötigen, wenden Sie sich bitte an die Galerie.

 

 
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